17. Februar 2021
Wie können sich Werkzeugbaubetriebe für die Zukunft strategisch ausrichten? – 5 Typen
Typ 1 | Fokus auf Werkzeugbeschaffung & Reifmachung
In Werkzeugbaubetrieben diesen Typs gibt es keine eigene Werkzeugfertigung mehr. Es erfolgt eine reine Beschaffung der Werkzeuge – mitunter in unterschiedlichen Reifegraden. Ein mit der Werkzeugherstellung und -optimierung vertrautes Spezialistenteam ist für die Reifmachung der Werkzeuge zuständig, sodass diese an jedem Standort und jederzeit beim Kunden eingesetzt werden können.
Typ 2 | Fokus auf Engineering & Reifmachung
Bei diesem Typ von Werkzeugbaubetrieben steht nicht die Beschaffung des Werkzeugs im Fokus, sondern das Know-how zur Auslegung des Werkzeugkonzepts sowie zur Unterstützung der Produktentwicklung bei der werkzeuggerechten Optimierung der Serienbauteile. Die hierfür erforderliche Werkzeugexpertise wird zudem genutzt, um Serienproduzenten beim Serienanlauf der Werkzeuge zu unterstützen. Die Tätigkeiten in der Reifmachung gleichen denen bei Typ 1.
Typ 3 | Fokus auf „Produktivitätslieferung“ & „Tooling as a Service“
Werkzeugbaubetriebe diesen Typs positionieren sich als ganzheitlicher Anbieter – also als Produktivitätslieferanten, die das Kernprodukt Werkzeug um ergänzende datenbasierte Leistungsangebote erweitern. Im Fokus der Leistung steht weniger das Werkzeug selbst, sondern ein mit dem Kunden vereinbartes Produktivitätsversprechen. Es handelt sich nicht mehr um eine klassische Kunde-Lieferant-Beziehung, sondern um eine strategische Partnerschaft. Zahlungsmodalitäten können dabei neu ausgelegt und sogar eine höhere Vergütung des Werkzeugbaus im Vergleich zum reinen Verkauf kann realisiert werden.
Typ 4 | Fokus auf Engineering & Fertigung
Dieser Typ von Werkzeugbaubetrieben konzentriert sich auf die ganzheitliche Erstellung des Werkzeugs. Dies beginnt mit der Unterstützung des Kunden in der Entwicklung, bspw. durch eine synchronisierte Bauteil- und Werkzeugentwicklung, und beinhaltet zusätzlich die operative Exzellenz zur Herstellung der Werkzeuge unter höchsten Qualitätsanforderungen. Dies erfordert eine hohe Effizienz in der Werkzeugherstellung an Hochlohnstandorten, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Typ 5 | Supportgarant der Serienproduktion
Kern der Leistung von Werkzeugbaubetrieben diesen Typs ist die Instandhaltung und Reparatur von Werkzeugen sowie die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Serienproduktion. Im Fokus der Leistungserbringung steht eine hohe Zeiteffizienz und Verfügbarkeit. Eigene Werkzeuge stellen die Betriebe nicht mehr her. Ähnlich wie bei Typ 1 ist eine hohe Mitarbeiterkompetenz im Kontext der Werkzeugoptimierung notwendig – gleichermaßen ein tiefgehendes Verständnis für den jeweiligen Produktionsprozess.
Wie kann die eigene Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben? – 5 strategische Erfolgsfaktoren
Digitale Vernetzung
Die digitale Vernetzung des Werkzeugbaus zur Erhöhung der Effizienz entlang der Wertschöpfungskette gilt als unausweichlicher Faktor zur Sicherstellung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit. Sie muss durch die ganzheitliche Entwicklung von Lösungen entlang der gesamten Prozesskette des Werkzeugbaus gelingen – und unterschiedliche Einzelanwendungen zu einer Gesamtlösung integrieren.
Datenbasierte Geschäftsmodelle
Die alleinige Fokussierung auf das Kernprodukt Werkzeug reicht in Zukunft nicht mehr aus, um ein konkurrenzfähiges Leistungsportfolio am Markt zu offerieren. Kunden erwarten auf sich individuell ausgerichtete Dienstleistungen, die auf Grundlage von Datenanalysen während der Werkzeugnutzung einen Mehrwert für sie erzeugen.
Nachhaltige Wertschöpfung
Die Umsetzung der Nachhaltigkeit gewinnt gesellschaftlich wie wirtschaftlich an Bedeutung. Die Branche Werkzeugbau steht vor der Herausforderung, das Ausmaß der Umwelteinwirkung von Produktionsprozessen, Produkten und Dienstleistungen zu reduzieren. Zudem gilt es, die Berücksichtigung der sozialen Ansprüche innerhalb der Werkzeugbaubetriebe zu gewährleisten.
Kollaborative Arbeit
Der Aufbau von Werkzeugbauallianzen ermöglicht es den typischerweise kleinen und mittelständischen Unternehmen der Branche Werkzeugbau, ihre Innovationskraft, Fertigungseffizienz sowie strategische Position zu optimieren. Gemeinsam können neue Geschäftsfelder erschlossen und die erfolgreiche Umsetzung großer Werkzeugprojekte im Verbund durch gemeinsame Ressourcennutzung ermöglicht werden.
Innovative Fertigungstechnologien
Technologien der additiven Fertigung bilden die Grundlage für neuartige Dienstleistungen und die Optimierung der Werkzeugtechnologie. In der Angebots- und Entwicklungsphase werden Kunden in kürzester Zeit erste Prototypen zur Verfügung gestellt, um Produktoptimierung und Werkzeugkonstruktion zu unterstützen. Zudem werden während der Serienproduktion Ersatzteile additiv hergestellt, um die Reaktionsschnelligkeit und Effizienz in der Werkzeuginstandhaltung zu erhöhen.