14. Mai 2021
Die WBA-Community kam 2021 wieder digital zusammen. Beim diesjährigen Halbjahrestreffen stellte unser geschäftsführender Gesellschafter Prof. Wolfgang Boos gleich vier neue Mitglieder vor und richtete folgenden Appell an die Branche: Eine Strategie, um zukünftig die eigene Effizienz und Resilienz im Vergleich zum Wettbewerb zu erhöhen, muss es bereits heute geben.
Globale Megatrends, wie Globalisierung, demografischer Wandel, New Mobility, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, beschäftigen die Branche Werkzeugbau schon seit einigen Jahren. Die Auswirkungen, die diese Trends auf die Branche und ihre Kunden haben, werden immer spürbarer. Werkzeugbaubetriebe müssen sich daher mehr denn je die Frage stellen, wie eine zukunftsfähige Positionierung aussehen kann, um auch im kommenden Jahrzehnt wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit ebendieser Frage beschäftigte sich auch Wolfgang Boos in seinem Vortrag bei unserem diesjährigen Halbjahrestreffen am 06. Mai.

„Die systematische Entwicklung von Zukunftsszenarien zum Werkzeugbau 2030 bildet die Grundlage zur strategischen Wettbewerbspositionierung“, so Wolfgang Boos. „Unabhängig von unseren vier Zukunftsszenarien – in denen ein Werkzeugbaubetrieb als Produktivitätsbefähiger, hochautomatisierter Werkzeughersteller, Engineer und Reifmacher oder reiner Instandhalter auftritt – existieren verschiedene Erfolgsfaktoren für den Werkzeugbau 2030, die entsprechend dem jeweiligen Szenario unterschiedlich stark Berücksichtigung finden müssen.“ Die zentrale Herausforderung sei dabei vor allem, diese Faktoren – digitale Vernetzung, datenbasierte Geschäftsmodelle, nachhaltige Wertschöpfung, kollaborative Arbeit und innovative Fertigungstechnologien – als Strategie für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit schon heute voranzutreiben. „Auch, wenn die Branche durch Corona und die aktuelle Transformation in der Automobilindustrie immer noch vor großen Herausforderungen steht, gibt es Anzeichen für ein gesamtwirtschaftlich positives Wachstum und die Erholung der Preise. Aus Erfahrung vergangener Krisen wissen wir, dass wir nicht nur im Krisenmodus operieren dürfen, sondern strategische Weitsicht gerade jetzt wichtig ist, um in der Folgezeit nicht überrollt zu werden“, schloss Wolfgang Boos seinen Vortrag ab.

Blitzumfrage zum Werkzeugbau 2030

Im Zuge seines Vortrags nahm unsere Community an einer Blitzumfrage zur eigenen zukünftigen Ausrichtung teil. Das Ergebnis: Die meisten Unternehmen erachten die Szenarien des hochautomatisierten Werkzeugherstellers und des Engineers und Reifmachers für den eigenen Betrieb als am realistischsten. Digitale Vernetzung stach noch vor innovativen Fertigungstechnologien als wichtigster Erfolgsfaktor aus den Umfrageergebnissen heraus. Um zukünftig effizient und vor allem resilient zu bleiben, setzen die meisten Teilnehmer:innen der Umfrage auf eine stärkere Integration der Prozesse ihrer Kunden und auf eine vollständige Digitalisierung ihres Werkzeugbaus. Weitere – wenn auch deutlich weniger – Teilnehmer:innen gaben an, ihren Werkzeugbau großflächig automatisieren oder mit anderen Werkzeugbaubetrieben und Partnern kollaborieren zu wollen.

Entwicklung einer „WBA-Cloud“ als Grundlage für die kontinuierliche Verbesserung der Fertigung

Auch wir in der WBA arbeiten an zukunftsfähigen Dienstleistungen. Daher treiben wir vor allem die Entwicklung digitaler Lösungen in unserem eigenen Demonstrationswerkzeugbau voran. „Auf unserem Shopfloor sowie in der gesamten Prozesskette sammeln wir zurzeit alle dort vorhandenen Daten, um sie im Anschluss in einer zentralen Plattform zusammenzustellen. Hierzu arbeiten wir nicht mehr lediglich auf der konzeptionellen, sondern auf der operativen Ebene, auf der wir gerade alle verfügbaren Systeme verknüpfen“, erklärte Jan Wiese, unser Leiter Digitale Lösungen & Innovation. Im Fokus stehe die Vernetzung von Maschinen und Software als Basis für die echtzeitnahe Datenübertragung in eine virtuelle, private „WBA-Cloud“. „Durch die digitale Vernetzung aller vorhandenen Ressourcen und Systeme wird in der WBA die Grundlage für eine kontinuierliche Verbesserung der Fertigung sowie die Weiterentwicklung von Industrie 4.0-Lösungen anhand verschiedener Use  Cases geschaffen. All das mit Fokus auf den Aufwand-Nutzen-Faktor, den wir in unserem eigenen Demonstrationswerkzeugbau testen. So können unsere Mitglieder die WBA-Cloud im Anschluss erfolgreich einsetzen und ihren eigenen Werkzeugherstellungsprozess optimieren.“ Die echtzeitnahe Darstellung der drei Module „Visualisierung der Informationen“, „Prognose“ und „Optimierung“ ist über ein eigens entwickeltes und an die WBA-Cloud angeschlossenes, zentrales Dashboard abrufbar. „Die Ergebnisse der heutigen Blitzumfrage zeigen deutlich, dass eine vollständige Digitalisierung des Werkzeugbaus noch stärker vorangetrieben werden muss,“ resümierte Jan Wiese.

Mockup-WBA-Cloud_WEB
Dashboard der WBA-Cloud – der kontinuierlichen Verbesserung in der Fertigung dient die zunehmende Digitalisierung unseres eigenen Demonstrationswerkzeugbaus.
Mit der Entwicklung der WBA-Cloud geht auch der Ausbau unseres Demonstrationswerkzeugbaus einher: Damit wir uns strategisch und operativ optimal auf die Fertigungsmöglichkeiten und -kompetenzen fokussieren können, soll die Anzahl unserer Mitarbeiter:innen weiter steigen; wir investieren zudem in neue Maschinen. „Wir wollen stärker in Richtung der Standardisierung schreiten. Wir haben uns in den letzten Jahren kontinuierlich zum innovativen Lohndienstleister entwickelt, sodass wir jetzt den nächsten Schritt gehen können. Daher agieren wir in der momentanen Krise auch antizyklisch und investieren in spannende Themen,“ so Wolfgang Boos. Auch die Potentiale des 3D-Drucks für den Werkzeugbau werden wir weiter erschließen.

Kennzahlenvergleiche und CO2-Werkzeugpass 

Weiterentwicklung – das wurde während des Halbjahrestreffens mehr als einmal deutlich – bestimmt auch unser Leistungsportfolio. Auf die Nachfrage unserer Mitglieder und Kunden haben wir reagiert. Von nun an stellen wir verschiedene Kennzahlen und Vergleiche einfacher zur Verfügung. Eine ausführliche Analyse des eigenen Werkzeugbaus im Rahmen unserer großen Benchmarking- und bilateralen Beratungsprojekte bleibt weiterhin möglich. Wir erweitern aber unser Angebot so, dass ein Kennzahlenvergleich nun auch in einzelnen Bereichen des Werkzeugbaus durchführbar ist.

Auch das Thema Zukunftsfähigkeit der Branche nehmen wir ernst und bieten Werkzeugbauunternehmen mit unserem CO2-Werkzeugpass die Möglichkeit, Emissionen während der Werkzeugherstellung zu messen und kalkulieren zu können. Mehrere unserer Mitglieder und weitere Unternehmen beteiligen sich bereits an dem Projekt, durch das das eigene nachhaltige Handeln für Kunden und Stakeholder sichtbar wird. „Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits jetzt ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen zukunftsfähigen Werkzeugbau. Mit dem CO2-Werkzeugpass möchten wir das Thema normativ in der Werkzeugbaubranche positionieren und prägen“, betonte Wolfgang Boos.

Neue Mitglieder


Auch im immer noch krisengebeutelten Jahr 2021 können wir auf ein stabiles Community-Netzwerk zählen – und wachsen. Gleich vier neue Mitglieder haben wir beim Halbjahrestreffen vorgestellt. Auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit der VOSS Automotive GmbH und der Weißer + Grießhaber GmbH als Basis- sowie dem Kunststoff-Cluster und der WIANCO OTT Robotics GmbH als Kooperationsmitglieder freuen wir uns. Ein herzliches Willkommen!

Neue Studien


Drei neue Studien haben wir zum Halbjahrestreffen veröffentlicht: Wettbewerbsfaktor Resilienz, Datenbasierte Dienstleistungen im Werkzeugbau und Erfolgreich Senkerodieren im Werkzeugbau. „Ich kann Ihnen den Download dieser Studien nur ans Herz legen, da sie spannende Themen beleuchten und eine Orientierung für einen zukunftsfähigen Werkzeugbau und die bereits skizzierten Szenarien geben,“ so Wolfgang Boos.

Digitales Halbjahrestreffen 2021 – 2022 wieder physisch?

Mit einer Live-Schalte zum Managing Director des WBA-Mitglieds HARTING Applied Technologies GmbH, Dr.-Ing. Volker Franke, beendeten wir unser Community-Treffen. Das Unternehmen, das 2020 im Zuge des Wettbewerbs „Excellence in Production“ als Gesamtsieger zum Werkzeugbau des Jahres ausgezeichnet wurde, sollte der eigentliche Gastgeber der Veranstaltung sein. Da eine Präsenzveranstaltung in Espelkamp aber auch in diesem Frühling nicht möglich war, mussten wir unser Treffen erneut in ein digitales Format überführen. Sofern es die Rahmenbedingungen zulassen, kommen wir nächstes Jahr bei der Firma HARTING wieder physisch zusammen – ein Treffen, auf das die WBA-Community sich freuen darf!